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1. |
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𝙇𝙮𝙧𝙞𝙘𝙨:
PAULINCHEN war allein zu Haus,
Die Eltern waren beide aus.
Als sie nun durch das Zimmer sprang
Mit leichtem Mut und Sing und Sang,
Da sah sie plötzlich vor sich stehn
Ein Feuerzeug, nett anzusehn.
»Ei«, sprach sie, »ei, wie schön und fein!
Das muß ein trefflich Spielzeug sein.
Ich zünde mir ein Hölzchen an,
Wie´s oft die Mutter hat getan.«
Und MINZ und MAUNZ, die Katzen,
Erheben ihre Tatzen.
Sie drohen mit den Pfoten:
»Der Vater hat´s verboten!
Miau! Mio! Miau! Mio!
Laß stehn! Sonst brennst du lichterloh!«
Paulinchen hört die Katzen nicht!
Das Hölzchen brennt gar hell und licht,
Das flackert lustig, knistert laut,
Grad wie ihr´s auf dem Bilde schaut.
Paulinchen aber freut sich sehr
Und sprang im Zimmer hin und her.
Doch Minz und Maunz, die Katzen,
Erheben ihre Tatzen.
Sie drohen mit den Pfoten:
»Die Mutter hat´s verboten!
Miau! Mio! Miau! Mio!
Wirf´s weg! Sonst brennst du lichterloh!«
Doch weh! die Flamme faßt das Kleid,
Die Schürze brennt; es leuchtet weit.
Es brennt die Hand, es brennt das Haar,
Es brennt das ganze Kind sogar.
Und Minz und Maunz, die schreien
Gar jämmerlich zu zweien:
»Herbei! Herbei! Wer hilft geschwind?
In Feuer steht das ganze Kind!
Miau! Mio! Miau! Mio!
Zu Hilf´! das Kind brennt lichterloh!«
Verbrannt ist alles ganz und gar,
Das arme Kind mit Haut und Haar;
Ein Häuflein Asche bleibt allein
Und beide Schuh´, so hübsch und fein.
Und Minz und Maunz, die kleinen,
Die sitzen da und weinen:
»Miau! Mio! Miau! Mio!
Wo sind die armen Eltern? Wo?«
Und ihre Tränen fließen
Wie´s Bächlein auf den Wiesen.
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2. |
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𝙇𝙮𝙧𝙞𝙘𝙨:
Es ging spazieren vor dem Tor
Ein kohlpechrabenschwarzer Mohr.
Die Sonne schien ihm aufs Gehirn,
Da nahm er seinen Sonnenschirm.
Da kam der LUDWIG hergerannt
Und trug sein Fähnchen in der Hand.
Der KASPAR kam mit schnellem Schritt
Und brachte seine Bretzel mit;
Und auch der WILHELM war nicht steif
Und brachte seinen runden Reif.
Die schrie´n und lachten alle drei,
Als dort das Mohrchen ging vorbei,
Weil es so schwarz wie Tinte sei!
Da kam der große NIKOLAS
Mit seinem großen Tintenfaß.
Der sprach: »Ihr Kinder, hört mir zu,
Und laßt den Mohren hübsch in Ruh´!
Was kann denn dieser Mohr dafür,
Daß er so weiß nicht ist wie ihr?«
Die Buben aber folgten nicht,
Und lachten ihm ins Angesicht
Und lachten ärger als zuvor
Über den armen schwarzen Mohr.
Der Niklas wurde bös und wild,
Du siehst es hier auf diesem Bild!
Er packte gleich die Buben fest,
Beim Arm, beim Kopf, bei Rock und West´,
Den Wilhelm und den Ludewig,
Den Kaspar auch, der wehrte sich.
Er tunkt sie in die Tinte tief,
Wie auch der Kaspar: »Feuer!« rief.
Bis übern Kopf ins Tintenfaß
Tunkt sie der große Nikolas.
Du siehst sie hier, wie schwarz sie sind,
Viel schwärzer als das Mohrenkind!
Der Mohr voraus im Sonnenschein,
Die Tintenbuben hintendrein;
Und hätten sie nicht so gelacht,
Hätt´ Niklas sie nicht schwarz gemacht.
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3. |
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𝙇𝙮𝙧𝙞𝙘𝙨:
»KONRAD!« sprach die Frau Mama,
»Ich geh´ aus und du bleibst da.
Sei hübsch ordentlich und fromm,
Bis nach Haus ich wieder komm´.
Und vor allem, Konrad, hör´!
Lutsche nicht am Daumen mehr;
Denn der Schneider mit der Scher´
Kommt sonst ganz geschwind daher,
Und die Daumen schneidet er
Ab, als ob Papier es wär´.«
Fort geht nun die Mutter, und
Wupp! den Daumen in den Mund.
Bauz! da geht die Türe auf,
Und herein in schnellem Lauf
Springt der Schneider in die Stub´
Zu dem Daumen-Lutscher-Bub.
Weh! Jetzt geht es klipp und klapp
Mit der Scher´ die Daumen ab,
Mit der großen scharfen Scher´!
Hei! da schreit der Konrad sehr.
Als die Mutter kommt nach Haus,
Sieht der Konrad traurig aus.
Ohne Daumen steht er dort,
Die sind alle beide fort.
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4. |
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𝙇𝙮𝙧𝙞𝙘𝙨:
Der KASPAR, der war kerngesund,
Ein dicker Bub und kugelrund,
Er hatte Backen rot und frisch;
Die Suppe aß er hübsch bei Tisch.
Doch einmal fing er an zu schrei´n:
»Ich esse keine Suppe! Nein!
Ich esse meine Suppe nicht!
Nein, meine Suppe ess´ ich nicht!«
Am nächsten Tag, – ja sieh nur her!
Da war er schon viel magerer.
Da fing er wieder an zu schrei´n:
»Ich esse keine Suppe! Nein!
Ich esse meine Suppe nicht!
Nein, meine Suppe ess´ ich nicht!«
Am dritten Tag, o weh und ach!
Wie ist der Kaspar dünn und schwach!
Doch als die Suppe kam herein,
Gleich fing er wieder an zu schrei´n:
»Ich esse keine Suppe! Nein!
Ich esse meine Suppe nicht!
Nein, meine Suppe ess´ ich nicht!«
Am vierten Tage endlich gar
Der Kaspar wie ein Fädchen war.
Er wog vielleicht ein halbes Lot –
Und war am fünften Tage tot.
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5. |
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𝙇𝙮𝙧𝙞𝙘𝙨:
Wenn der Regen niederbraust,
Wenn der Sturm das Feld durchsaust,
Bleiben Mädchen oder Buben
Hübsch daheim in ihren Stuben. –
ROBERT aber dachte: ›Nein!
Das muß draußen herrlich sein!‹ –
Und im Felde patschet er
Mit dem Regenschirm umher.
Hui, wie pfeift der Sturm und keucht,
Daß der Baum sich niederbeugt!
Seht! den Schirm erfaßt der Wind,
Und der Robert fliegt geschwind
Durch die Luft so hoch, so weit;
Niemand hört ihn, wenn er schreit.
An die Wolken stößt er schon,
Und der Hut fliegt auch davon.
Schirm und Robert fliegen dort
Durch die Wolken immerfort.
Und der Hut fliegt weit voran,
Stößt zuletzt am Himmel an.
Wo der Wind sie hingetragen,
Ja! das weiß kein Mensch zu sagen.
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𝗧𝗿𝗮𝗰𝗸𝗹𝗶𝘀𝘁 (11 Tracks, 45:13)
01. Vorspruch (04:10)
02. Struwwelpeter (03:00)
03. Die Geschichte vom boesen Friederich (03:35)
04. Die gar traurige Geschichte mit dem Feuerzeug (05:44)
05. Die Geschichte von den schwarzen Buben (03:55)
06. Die Geschichte vom wilden Jaeger (03:58)
07. Die Geschichte vom Daumenlutscher (04:06)
08. Die Geschichte vom Suppen-Kaspar (03:38)
09. Die Geschichte vom Zappel-Philipp (04:09)
10. Die Geschichte vom Hanns Guck-in-die-Luft (03:55)
11. Die Geschichte vom fliegenden Robert (04:56)
Struwwelpeter is one of the most famous but also infamous children's books. Written in 1844 by Dr. Heinrich Hoffmann, it is nowadays blamed for its black pedagogy.
So what could fit better for 𝗪𝗜𝗧𝗛𝗗𝗥𝗔𝗪 than to transform the 11 stories of 𝗦𝘁𝗿𝘂𝘄𝘄𝗲𝗹𝗽𝗲𝘁𝗲𝗿 into Histrionic Black Metal style?
A must-listen especially for native German speakers… - enjoy! 😜
released December 9, 2022
𝗖𝗿𝗲𝗱𝗶𝘁𝘀:
All Songs by Withdraw. Songwriting, lyrics, production, all instruments and vocals/speech by Witege.
Produced in 2022 at Witege´s home studio in Meidling, Vienna (Austria).
Remastered by Rainer Wild in Oct 2022.
All artworks and illustrations, concept, layout and design by Witege.
𝗕𝗮𝗻𝗱 𝗹𝗶𝗻𝗸𝘀:
Witege.BandCamp.com
FaceBook.com/W1thdraw